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Erstellt mit Dall-E 3
01.06.2024

Serendipity - Welch schöner Zufall

Über den Begriff bin ich im Kontext  Kreativität und Wissensmanagement in einem englischen Blogbeitrag  gestolpert und konnte mit diesem englischen Begriff zunächst nichts anfangen, doch er hat meine Neugier geweckt. 

Manchmal passieren die besten Dinge im Leben, wenn man am wenigsten damit rechnet und auch nicht danach gesucht hat. Genau das ist Serendipity, der schöne Zufall, der unser Leben bereichert und uns auf unerwartete Wege führt. 

Serendipity wird häufig mit dem Begriff des "Zufallsfund" beschrieben, allerdings geht es nicht nur um den Zufallsfund selbst, sondern daraus muss auch eine Handlung folgen und etwas Neues, etwas "Bahnbrechendes" entstehen. Also eine Innovation, eine Erfindung, wissenschaftliche Erkenntnis oder auch technischer Fortschritt. 

[In der Blog-Übersicht wird hier ein Weiterlesen-Link angezeigt]

Historischer Hintergrund

Der Begriff geht auf Horace Walpole zurück, der 1754 beschrieb, wie er unvermutet etwas in einem alten Buch gefunden hatte. Er bezeichnete es als Serendipity und leitete dieses Wort vom Märchen der drei Prinzen aus Serendip ab. Das ist die alte Bezeichnung für Sri Lanka.

In der Kurzfassung ging es um drei Prinzen, die auf eine Reise gingen, um die Welt kennenzulernen. Dabei machten sie immer wieder scheinbar zufällige Entdeckungen und gewannen Erkenntnisse, nach denen sie gar nicht gezielt gesucht hatten, die sich dann aber als sehr wertvoll herausstellten.

Walpole betonte, dass diese Entdeckungen nicht nur zufällig waren, sondern das Ergebnis von Aufmerksamkeit, Neugier und der Fähigkeit, aus unerwarteten Situationen zu lernen. Er wies also bereits damals auf die aktive Komponente der Serendipity hin: die Fähigkeit, den Wert in einem Zufallsfund zu erkennen und weiterzuentwickeln.

Danach wurde es lange ruhig um den Begriff, und er taucht erst  2004 in einer Buchveröffentlichung von Robert Merton, einem Wissenschaftssoziologen, wieder auf. Merton interessierte sich in seiner Forschung insbesondere für die Rolle des Zufalls in wissenschaftlichen Entdeckungen. 

Er führt in seinem Buch "The Travels and Adventures of Serendipity" aus, dass Fortschritt - beziehungsweise bedeutende wissenschaftliche Durchbrüche - auf unerwarteten Entdeckungen und glücklichen Zufällen zurückzuführen waren. Er leitete daraus ab, dass Serendipity ein wichtiger Faktor bei der Generierung von neuem Wissen und der Entwicklung von Innovationen war. 

Er wies auch darauf hin, dass es einen gewaltigen Unterschied gibt, zwischen einem einfachen Zufall und Serendipity. Zufall geschieht in einem bestimmten Moment, Serendipity ist eine Entwicklung. Für ihn entsteht Serendipity häufig im sozialen Kontext. Der wissenschaftliche Austausch von Ideen und Informationen fördert die Chance von zufälligen Entdeckungen und damit Serendipity.

Wenn ich also aus der "Zufallsentdeckung" nichts mache, also mich damit nicht weiter beschäftige, wird daraus kein Serendipity. 

Meist liegt im Hintergrund ein Scheitern verborgen. Die Erfindung, die man versucht hat zu entwickeln geht  schief, aber man entdeckt etwas Neues. Wobei meist die Erkenntnis, dass etwas Neues entdeckt wurde, erst später einsetzt. Das lässt sich an den folgenden Beispielen sehr gut nachvollziehen, die im Zusammenhang mit Serendipity immer wieder erwähnt werden. 

 Beispiele von Serendipity 

​Ein konkretes Beispiel für Serendipity ist die Entdeckung des Penicilins. Dem Wissenschaftler Alexander Fleming sind 1928 versehentlich Schimmelpilzkulturen in eine Petrischale mit Bakterien gelangt. Er beobachtete dann, dass diese Schimmelpilzkulturen die Bakterien abtöteten. Diese zufällige Entdeckung führte zur Entwicklung des Penicillins, dem ersten Antibiotika. 

Ein zweites sehr bekanntes Beispiel sind die Post-It Notizen. Auch hier half der Zufall. Der Chemiker Spencer Silver entwickelte in den 1960iger Jahren einen Klebstoff, der zu schwach war, um Materialien dauerhaft zusammen zu halten. Jahre später erkannte Art Fry, ebenfalls ein Chemiker, das Potenzial und dies führte in der Folge zu den beliebten Post-It-Notizen. 

Bei den oben genannten Beispielen, hat man also etwas gefunden, wonach man nicht gesucht hat, hat sich dann damit beschäftigt und daraus etwas neues geschaffen. Es kommt also auf die "Folgehandlung" an.

Was braucht Serendipity

​Es braucht also die Neugier und die Motivation sich mit dem nicht gesuchten auch weiter zu beschäftigen. Offenheit und Flexibilität sind ebenfalls entscheidend. Menschen, die bereit sind, ihre ursprünglichen Pläne oder Vorstellungen anzupassen, wenn sie auf neue Informationen oder Entdeckungen stoßen, sind eher in der Lage, Serendipity zu erleben und zu nutzen.

Man sollte bewusst sich in bewusste Situationen bewegen, in denen man sich mit Menschen mit unterschiedlichen Meinungen und Interessen austauschen kann, um neue Ideen zu erhalten. Bekannte Ideen miteinander kombinieren zu können und daraus neue Einsichten zu erhalten. Es braucht also auch eine gewisse Experimentierfreude, die Aufmerksamkeit oder auch genaue Beobachtungsgabe und wie oben in den Beispielen beschrieben, die Bereitschaft sich auch mit Fehlschlägen weiter zu beschäftigen. 

​Manchmal sind es aber auch die kleinen Dinge in der Umgebung, die Serendipity fördern können und neue Wege eröffnen.

​Es muss ja nicht immer gleich eine bahnbrechend neue Erfindung dabei heraus kommen. Auch wenn Serendipity eine wichtige Rolle in der Wissenschaft spielt, denn viele wissenschaftliche Durchbrüche waren das Ergebnis von unerwarteten Beobachtungen und der Bereitschaft, diesen Zufällen nachzugehen. 

​Serendipity kann also nicht erzwungen werden, aber die Wahrscheinlichkeit kann erhöht werden, dass solche Momente auftreten. Nicht umsonst wird dieser Begriff im Bereich Design Thinking ebenfalls verwendet. Design Thinking ist ein kreativer Problemlösungsansatz, der darauf abzielt, innovative und nutzerorientierte Lösungen zu finden. Er basiert auf den Ideen von Serendipity, da man sich bewusst für unvorhergesehene Möglichkeiten und Ideen öffnet. 

Nachdem ich zufällig über den Begriff gestolpert bin, hat es bei mir die Neugier angeregt, ich habe mich damit beschäftigt, mein Wissen erweitert und es entstand dieser Blogbeitrag dabei. Es können also auch die kleinen Dinge sein.