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04.05.2024

Warum geben wir Maschinen Namen

Heute mal ein etwas anderes Thema, nachdem ich festgestellt habe, dass viele der Chatbots, die ich durchaus auch als Helferlein im Rahmen der Erfassung von Texten verwende, einen Namen tragen oder ich lächelnd vor dem Computer sitze, wenn eine humorvolle Antwort auf dem Bildschirm erscheint.

Hand aufs Herz, wer hat nicht zuhause Maschinen und hat diesen einen Namen gegeben. Oder warum werden Chatbots überhaupt Namen gegeben? Warum bedanken wir uns eigentlich bei Alexa und Co? 

Menschen haben die Tendenz, Maschinen oder sehr viel stärker auch KI-Anwendungen menschliche Eigenschaften und Fähigkeiten zu unterstellen. Das, obwohl die Technik nur vordefinierte Muster erkennt und darauf reagiert. Dieser Effekt hat auch einem Namen, nämlich Eliza-Effekt     

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 Der Effekt wurde erstmals in den 1960iger Jahren in der Anwendung des Computerprogramms namens "Eliza" beobachtet. Entwickelt wurde es von dem Informatiker Joseph Weizenbaum. Das Programm war ein einfacher Vorläufer der heutigen Chatbots. Es konnte einfache Gespräche mit den Anwendern führen, in dem das Programm die Eingaben analysierte und mit vorprogrammierten Antworten antwortete, die auf bestimmte Schlüsselwörter abzielten. Weizenbaum wollte ursprünglich damit beweisen, dass mit Maschinen keine emotionale Beziehung aufgebaut werden kann. 

Was er dann allerdings beobachtete, überraschte und erschreckte ihn. Er beobachtete, dass die Benutzer in sehr tiefgehende Gespräche einstiegen und selbst sehr tiefe Gefühle und Emotionen dem Programm mitteilten. Die Anwender kommunizierten mit dem Programm, als würden sie mit einem menschlichen Gegenüber sprechen. Es fand also eine Personifizierung der Maschine statt. 

Bis heute wird daher der Effekt, also das Menschen den Maschinen Empathie oder auch menschliche Fähigkeiten unterstellen, "Eliza-Effekt" genannt und auch darüber geforscht und dieser wird auch bewusst eingesetzt.

Seine Beobachtungen führten auch dazu, dass sich Weizenbaum in den folgenden Jahren kritisch mit der weiteren Entwicklung auseinander gesetzt hat. 


Dahinter stehen psychologische Effekte, da wir Menschen dazu neigen menschliche Eigenschaften wie beispielsweise Gefühle, Absichten und Verhaltensweisen auch auf nicht-menschliche Objekte zu übertragen. Oftmals unbewusst um eine emotionale Verbindung herzustellen oder die komplexe Realität zu vereinfachen. 

Mit der Vergabe von Namen bauen wir somit eine Art Brücke zwischen Mensch und Maschine, die uns dabei hilft die Technologie besser zu verstehen und in unseren Alltag zu integrieren.

Der zweite psychologische Effekt ist unser Grundbedürfnis nach sozialer Interaktion und emotionaler Erfüllung. Wir bauen also soziale Bindungen auf und projizieren unsere eigenen Gefühle und Wünsche auf diese technologischen Begleiter. 

Beides geschieht also durchaus unbewusst.


Chancen

Dieser zufällig entdeckte Effekt wird heute bewusst in der Gestaltung von technologischen Systemen eingesetzt um eine Brücke zwischen Mensch und Maschine zu bauen und die komplexe Technik "anwendbar" zu gestalten. Denken wir an die Chatbots oder virtuellen Assistenten, die bewusst mit menschenähnlichen Eigenschaften ausgestattet sind, um eine stärkere emotionale Verbindung und eine bessere Kommunikation mit den Benutzern zu ermöglichen. 

Auch in der Robotik wird dies eingesetzt, um die Akzeptanz und das Engagement der Benutzer zu erhöhen und die Interaktion mit technologischen Systemen menschlicher und effektiver zu gestalten. 

Es kann also durchaus von Vorteil im Umgang mit künstlicher Intelligenz und Bildung der Akzeptanz sein, wenn dieser psychologische Effekt gezielt eingesetzt wird. Es baut Barrieren ab und fördert die Nutzung. 

Risiken 

Mit diesen bewussten Anstrengungen Maschinen menschenähnlicher zu gestalten, sind allerdings auch eine Vielzahl von ethischen Fragen und Risiken verbunden. Es besteht die Gefahr der Manipulation oder des Missbrauchs von Benutzervertrauen. Darüber hinaus verleitet es dazu der Maschine oder künstlichen Intelligenz menschliche Eigenschaften zuzuschreiben und damit können auch irrationale Ängste ausgelöst werden. 

Fazit

Der Eliza Effekt hat wichtige Implikationen für die Entwicklung und Nutzung von künstlicher Intelligenz, insbesondere in den Bereichen wie virtuelle Assistenten, Chatbots und Robotik, wo die Interaktion zwischen Mensch und Maschine eine zentrale Rolle spielt. Es ist aber genauso wichtig das  Verständnis für die Technologie zu fördern, stets auch die kritischen Fragen zu stellen, wie wir mit der Technik sinnvoll umgehen sollten und sich immer auch bewusst sein, dass die IT-Systeme resp. Maschinen nicht über Emotionen verfügen, keine eigenen Pläne und auch keine eigenen Absichten haben.

Wütend auf Alexa & Co zu sein, hilft also nicht wirklich. Das Programm dahinter wird sich dadurch nicht ändern, es verschlechtert sich nur unsere  Stimmung. 




Tags: ki