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28.04.2024

Der Mythos der Atomic Note oder wie kleinteilig sollen Notizen sein

Wie in vielen anderen Themenbereichen, gibt es auch in der Diskussion rund um den Zettelkasten verschiedene Ansätze und Ansichten. Eine davon dreht sich um die "Forderung" der sogenannten atomic note sprich sehr "kleinteilige Notizen" zu schreiben ,nach dem Grundsatz pro Notiz nur ein Gedanke. Siehe auch mein Blogpost zu den Notizarten.

Idee dahinter ist, dass man so einzelne Gedanken oder auch Sätze quasi wie ein Bausteinkasten zu umfangreicheren Gedankengängen zusammen setzen kann und dies in immer unterschiedlichen thematischen Kontexten. Beziehungsweise so eine flexible Wissensdatenbank aufbaut.

Ist das wirklich der Vorteil? Oder kauft man sich damit auch Nachteile ein? Oder geht es um eine anderen ganz anderen Umgang mit seinen Notizen.     

[In der Blog-Übersicht wird hier ein Weiterlesen-Link angezeigt]

Es geht  gar nicht so sehr darum "wieviel Text" auf einer Notiz steht, sondern um den grundlegenden Umgang mit seinem Zettelkasten / Wissenssammlung.


Schauen wir wieder bei Luhmann vorbei. Er notierte sich Gedanken, die er beim Lesen von Artikeln oder Büchern bekam grundsätzlich auf Basis bereits vorhandener Informationen in seinem Zettelkasten. Er schrieb also beim Lesen seine Gedanken auf und schaute im Anschluss dann in seinen Zettelkasten und bewertete welche der Ideen und Gedanken am besten zu den bereits im Zettelkasten befindlichen Notizen beitragen könnten.

Er schrieb also neue Karteikarten erst dann, wenn er den Inhalt bestehender und passender Karteikarten kannte und dann schrieb er die neuen Karteikarten auf Basis des gelesenen und der bereits vorhandenen Karteikarten. Seine einzige Anforderung war, dass die neue Notiz einen Anknüpfungspunkt an eine bestehende Notiz haben muss. Sein sogenannter Folgezettel. Und ja, er war vermutlich der Meister der Atomic Note, wenn man sich die Originalzettel anschaut, die die Universität Bielefeld online verfügbar gemacht hat.


Die andere Herangehensweise ist, Gedanken und Ideen aufzuschreiben und zwar völlig losgelöst vom bisherig notierten und erst im Nachgang zu schauen, wie man sie mit bestehenden Notizen ggf. verlinken kann. Verbunden mit der Herangehensweise pro Notiz nur einen einzelnen Gedanken, eine einzelne Idee aufzuschreiben, um diese dann mit möglichst vielen bestehenden Notizen verlinken zu können.


Weder die eine noch die andere Herangehensweise ist sicherlich falsch, aber sie folgen einem unterschiedlichen Zweck. Der eine Ansatz berücksichtigt bereits erfasstes *bevor* neuer Inhalt erfasst wird. Der andere berücksichtigt den bereits enthaltenen Inhalt *nachdem* eine neue Notiz erfasst wurde


Aber wie gesagt, beide Methoden haben ihre Berechtigung und in Zeiten digitaler "Zettelkasten" lassen sich auch kleine "Informationsschnipsel" eher wieder finden und mit anderen verknüpfen. Auch Notizen später wieder teilen, wenn man merkt, sie werden zu lang und enthalten verschiedenste Themen, ist digital einfacher. Und natürlich gibt es auch viele Grauzonen dazwischen. Das oben beschriebene sind also die beiden gegensätzlichen Pole  im Umgang mit seinen Notizen. 

Der Zettelkasten mit dem primären Zweck, damit Artikel und Bücher zu schreiben und damit im Vorfeld den Kontext zu setzen versus der "flexiblen" Wissensdatenbank, die eben nicht das alleine Ziel hat, mit dem Inhalt etwas zu produzieren und noch nicht zu wissen, was am Ende dabei heraus kommt. Und alle Abstufungen dazwischen.

Im zweiten Ansatz liegt allerdings auch die Gefahr sein Wissen eben nicht zu erweitern, sondern im Schritt "Informationen hamstern" stecken zu bleiben. Zur Frage wann entsteht eigentlich Wissen gehe ich in einem folgenden Blogpost ein.


Wie immer gilt also auch hier, was der eigenen Arbeits- und Denkorganisation dient, sollte man verfolgen. Auch der eigene Zweck warum man die Informationen speichert, ist hierbei ja ausschlaggebend.