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Erstellt mit StableDiffusion
18.05.2024

Paradox of Choice

Paradox of Choice und Collectors Fallacy sind zwei Seiten einer Medaille. Was sich hinter diesen diesen beiden Begriffen verbirgt und welcher Zusammenhang hier besteht möchte ich im folgenden erläutert. 

Ebenso der Frage nachgehen, warum beide Begriffe mein persönliches Wissensmanagement beeinflussen und in welcher Form.

In einer Welt in der scheinbar alle Informationen nur einen Mausklick entfernt sind, wird es immer schwieriger die relevanten Informationen auszuwählen und man kann sich etwas überfordert fühlen. Paradox of Choice besagt - in verkürzter Form - , dass je mehr Möglichkeiten wir haben, umso unzufriedener werden wir.

Um dieser Entscheidung aus dem Weg zu gehen, tendieren wir dazu (zu viele) Informationen zu sammeln, obwohl wir die letzten gesammelten Informationen noch gar nicht verarbeitet haben.

[In der Blog-Übersicht wird hier ein Weiterlesen-Link angezeigt]

Paradox of Choice  

Das Paradoxon der Wahl (englisch: "Paradox of Choice") ist ein Konzept aus der Psychologie und Wirtschaftswissenschaft, das besagt, dass eine zunehmende Anzahl von Wahlmöglichkeiten zu Unzufriedenheit, Unsicherheit und sogar einer geringeren Zufriedenheit mit der getroffenen Wahl führen kann. Das Paradoxon tritt auf, wenn Menschen mit einer Vielzahl von Optionen konfrontiert werden und Schwierigkeiten haben, eine Entscheidung zu treffen, selbst wenn sie prinzipiell als positiv betrachtet werden.

Unser Gehirn ist nicht dafür gemacht, mit einer solchen Flut an Entscheidungen umzugehen. 

Der Begriff wurde erstmals von Barry Schwartz, einem amerikanischen Psychologen, in seinem Buch "The Paradox of Choice: Why More Is Less" aus dem Jahr 2004 geprägt. Im Deutschen unter dem Titel "Anleitung zur Unzufriedenheit: warum weniger glücklich macht", veröffentlicht. 

Schwartz argumentiert, dass während eine gewisse Auswahlmöglichkeit notwendig ist, um ein Gefühl von Kontrolle und Autonomie zu gewährleisten, zu viele Optionen zu Entscheidungsblockaden und einem Gefühl der Überforderung führen können.

Seine Gedanken dazu, hat er auch in einem TED-Talk 2007 - Youtube-Video "Barry Schwartz über Paradoxon der Wahlmöglichkeiten" vorgestellt.

Er entwickelte zwei  Entscheidungstypen

Die Maximierer

Diese Menschen versuchen das beste Angebot zu finden. Sie suchen bis zur Erschöpfung und stecken alle Mühen und Zeit in die Suche. Trotz dieses sehr perfektionistischen Ansatzes bleibt diesen Menschen der Zweifel, denn es könnte da draußen ja noch eine bessere Information, ein besseres Angebot zu finden sein. 

Die Genügsamen

Diese Menschen suchen nur so lange, bis sie eine Information / ein Angebot gefunden haben, dass den eigenen Ansprüchen genügt. Da sie im Vorfeld genau wissen, welche Ansprüche sie haben, werden diese Menschen auch weniger von nachträglichen Zweifeln geplagt.

Welchen Einfluss hat Paradox of Choice im persönlichen Wissensmanagement?

Auch ein zu viel an Informationen und Wissen kann zu einer gefühlten Unzufriedenheit führen. Auch bezeichnet mit dem englischen Begriff des Information Overload. Wenn man zu einem Thema recherchiert, werden heute eine Fülle an Informationen angeboten, sich dabei auf die wesentlichen zu konzentrieren, sich also **für** bestimmte Informationen zu entscheiden und damit zwangsläufig **gegen** andere führt zu einer latenten Unsicherheit, ob nun alle wesentlichen Informationen auch betrachtet wurden.

Das führt dann zum zweiten Effekt der 

Collectors Fallacy 

Man sammelt also alle Informationen, die man findet, speichert diese, legt eine Vielzahl von Bookmarks an und hat so zumindest das trügerische Gefühl von Produktivität und Fortschritt und glaubt etwas dabei zu lernen. Man verkennt dabei, dass damit die Inhalte weder verstanden sind noch verarbeitet sind. Das Sammeln ist damit eine Belohnung an sich selbst und man gewinnt ein Gefühl der Kontrolle und des Fortschritts. Aber das ist eher eine "falsche Produktivität".

Das das reine Sammeln noch kein Wissen generiert, habe ich im Blogpost zu "Was ist Wissensmanagement" näher ausgeführt.

Wenn wir - als Maximierer - versuchen auch beim Wissen die beste Quelle oder Artikel zu finden, dann befindet man sich also ziemlich schnell in der Collectors Fallacy. Wir glauben, dass wir durch das Sammeln von vielen Informationen, danach daraus dann die beste Wahl treffen können. Wir hoffen, dass wir durch den Besitz einer umfangreichen Sammlung von Informationen unserem Ziel näher kommen. Doch in Wahrheit verlieren wir uns 

  • in einer überwältigenden Menge an Informationen
  • einer vermutlich zwar breiten aber wenig tiefen Sammlung von Informationen (oder genau das Gegenteil!) und 
  • wir prokrastinieren, da wir über den Sammelzustand nicht hinaus kommen und das Lernen, das Verarbeiten und aus den gesammelten Informationen etwas zu schaffen, immer weiter hinausschieben

Meist dann auch noch damit gekoppelt, dass man sich dann zwangsläufig mit Apps / Tools / Systemen beschäftigt, um die vielen gesammelten Informationen dann auch zu strukturieren oder zu katalogisieren. und man ahnt es schon: die nächste Beschäftigungsmöglichkeiten erscheint und man ist mehr damit beschäftigt sich mit der Vielzahl an Tools und Systemen auseinander zu setzen, als sich mit den eigentlichen Informationen zu beschäftigen. 

Auch bezeichnet als das Shiny Object Syndrom siehe mein eigener Erfahrungsbericht in Ich bin ein Spielkind 

Wie vermeidet man nun diese Unzufriedenheit?

Auch im Bereich des persönlichen Wissensmanagement sollte man sich vorher überlegen, zu welchen Themen man Informationen sucht. Auch die Frage zu welchem Zweck man eine Information sucht, sollte man sich stellen. Hierzu kann auch eine Strukturnotiz  hilfreich sein. Es geht also um die Eingrenzung eines Themenbereiches, um dann gezielt auf die Suche gehen zu können. 

Hängt sicherlich stark vom jeweiligen Ziel des persönlichen Wissensmanagements ab. Das Ziel ist ja in den meisten Fällen nicht, möglichst viele Informationen zu sammeln, sondern um bestimmte Themen zu verstehen, sich neues Wissen zu bestimmten Themenfeldern anzueignen oder die Informationen für beispielsweise ein Projekt zu nutzen.  

Es geht also beim Sammeln von Informationen um die anschließende aktive Nutzung und Anwendung des Wissens. Nicht um die Anzahl der gesammelten Informationen / Bücher / Artikel oder wie viele Kurse man besucht hat.